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Studie der Bundesbank zur Ursache der aktuellen Inflation.

Die Bundesbank prüft in einer umfangreichen Studie, ob die Geldpolitik der EZB mit einer Ausdehnung der Geldmenge wesentlicher Treiber der aktuellen Inflation ist. Und kommt zum Ergebnis: JEIN. (Jannik Tillar berichtet.)

Als Praxisexpertin für Inflation war und ist für mich eindeutig: Die aktuelle Inflation in Deutschland & der EU ist wesentlich durch Beginn & Folgen des Ukraine-Krieges ausgelöst und getrieben – Einen Angebotsschock, die akute oder erwartete Knappheit der Rohstoffe für Energie (Gas, Öl, Kohle) &  Nahrung (Weizen, Sonnenblumenöl). Die Ausdehnung der Geldmenge durch die EZB verstärkt die Wirkung allenfalls.

Die Ausdehnung der Geldmenge verursacht eine „Nachfrage-Inflation“, ein Mangel an Angebot eine „Angebots-Inflation“.

Folgende 7 Gründe sprechen eindeutig gegen die These einer „Nachfrage-Inflation“ durch die Geldpolitik der EZB:

1. Geographie 
Wäre die Politik der EZB Ursache der Inflation, würde diese nur im  Euro-Raum auftreten. Sie ist aber ein globales Phänomen.

2. Mengenentwicklung
Der Verbrauch an Energie und Nahrung ist in Deutschland seit Jahresbeginn 2022 nicht signifikant, also preistreibend gestiegen, weder in der Industrie noch in der Bevölkerung. Preissteigerungen aufgrund erhöhter Nachfrage können also ausgeschlossen werden.

3. Struktur 
Nachfrage-Inflationen treiben die Preise in vielen Konsumkategorien, klassisch immer stark Immobilienbereich. Preise für Energie und v.a. Nahrung sind nur nachrangig betroffen, da dem Konsum hier mengenmäßig natürliche Grenzen gesetzt sind. Die aktuelle Inflation ist aber explizit von Nahrung und Energie getrieben. Genau die Kategorien, in denen die Rohstoffe seit Beginn des Krieges verknappt sind.

4. Muster 
Bei nachfragegetriebenen Inflationen steigen die Preise sukzessive, nie in starken Sprüngen. Das ist aber bei der aktuellen Inflation der Fall.

5. Verlauf 
Bei Nachfrage-Inflationen steigen die Preise zuerst auf den Endkundenmärkten und werden von dort an entlang der Lieferkette an die Vormärkte weitergegeben. Die Rohstoffmärkte werden als letzte erreicht. Bei der  aktuellen Inflation beginnen die Preissteigerungen auf den Rohstoffmärkten und erreichen die Konsumentenmärkte in vollem Umfang erst mit zeitlichem Verzug.  Siehe Inflation-Märkte-Modell.

Alle Parameter sprechen also gegen eine Nachfrage-Inflation und für eine Angebots-Inflation, beginnend auf den Rohstoffmärkten, ausgelöst durch den Beginn des Ukrainekrieges.

Zusätzlich bestätigend:

6. Zeitliche Parallelität
Die massiven Preisanstiege und Anstiege der Inflationsraten decken sich zeitlich mit dem Beginn des Ukrainekrieges.

7. Aussagen des statistischen Bundesamtes
Das statistische Bundesamt konstatiert: „Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind insbesondere die Preise für Energie und Nahrungsmittel merklich angestiegen und beeinflussen die Inflationsrate erheblich.“

Welche Relevanz hat die korrekte Definition der Ursache der aktuellen Inflation? Die Ursache definiert den Einsatz der Mittel zur Beendigung der Inflation. Nachfragegetriebene Inflationen, speziell durch Geldmengenausdehnung, lassen sich durch Zinserhöhungen wirksam beenden.

Angebotsinduzierte, mangelbasierte Inflationen enden erst durch ein Ende des Mangels. Auf 3 Wegen:
a) Die Ursache des Mangels wird an der Quelle beseitigt. – Lieferungen aus Russland und Ukraine werden wieder aufgenommen.
b) Der Mangel wird durch Alternativen & Substitute ausgeglichen. – LNG, Solarenergie, Palmöl.
c) Einsparungen im Verbrauch reduzieren die Nachfrage und damit den Mangel. – Energiesparen.
Die Wirkung von Zinserhöhungen ist begrenzt. Sie können lediglich die Preise in anderen Konsumkategorien so stark sinken lassen, dass die gesamte Inflationsrate dadurch geringer wird, ein indirekter Effekt mit hohem Schadenpotential für die betroffenen Branchen.