Inflation in 2023 – was kommt? In den letzten Tagen des Jahres 2022 schien es, die Inflation hätte nicht so hart getroffen, wie befürchtet. Silvesterfeuerwerk wie eh und je, der Handel ist mit den Weihnachtsumsätzen zufrieden, Gastronomie und Hotels sind gut besucht. Die Insolvenzen halten sich in Grenzen, keine großen Entlassungen, weiterhin Fachkräftemangel, viele Dax-Unternehmen machen gute Gewinne. Die europäischen Gaspreise sind auf Vorkriegsniveau. Alles halb so schlimm?
Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Große Teile der Bevölkerung verfügen über ausreichend Ersparnisse, teilweise durch geringeren Konsum während der Corona-Zeit. Die finanziellen Entlastungsmaßnahmen der Regierung erwiesen sich als hilfreich. Viele spezialisierte mittelständische und Groß-Unternehmen sind offensichtlich in einer starken Position: Preisweitergaben waren möglich, die finanzielle Substanz ist stark, die hohen Exportquoten stabilisieren, starke Nachfragen kommen v.a. aus USA. Und die psychische Komponente wirkt: Nach der anfänglichen Schockstarre und stark gedrosseltem Konsum setzten bei Verbrauchern Gewöhnung und gelassenerer Umgang ein.
Doch in 2023 werden die Preise weiter steigen, die Preiserhöhungen im Rohstoffbereich erreichen endgültig die Konsumentenmärkte. Statt nur an den Mengen der verteuerten Produkte zu sparen, werden Verbraucher deutlich stärker Budgets verschieben, aus persönlichen Services, Hobbies, Versicherungen. Auch in den von den Preiserhöhungen nicht betroffenen Bereichen gehen die Nachfragen zurück, mit rezessiven Tendenzen.
Russland ist weiter unberechenbar. China bleibt instabil, hier können jederzeit erneut Verknappung und Preisanstiege einsetzen. Unser Ausstieg aus russischem Gas erfordert weiteren Übergang zu teureren Alternativen.
Die EZB wird die Leitzinsen nur noch moderat erhöhen, auch da die Inflationsraten in vielen Ländern fallen, häufig bedingt durch staatliche Preisinterventionen.
In Deutschland wird die symbolische Inflationsrate relativ hoch bleiben, solange die Preise nur partiell an der Quelle gesenkt, sondern viele Maßnahmen in eine Stärkung der Kaufkraft gehen. Während die Immobilienpreise niedriger liegen, werden die Mieten wieder steigen.
Und die Entwertung der Ersparnisse erfolgt weiterhin schleichend, die 1.000 Euro von Anfang 2022 sind heute nur noch 900 Euro wert und Ende 2023 wohl nur noch 850 Euro.
Quintessenz: Ein Zurück zum Vorher gibt es nicht. Anpassung & Liquiditätsplanung sind wichtig, für Unternehmen und Konsumenten.
Mehr erfahren:
Bermuda-Dreieck der Inflation.
Zuerst auf LinkedIn erschienen.