Die EZB erhöht die Leitzinsen um 0,75 Basispunkte, in der Theorie sinnvoll, in der Praxis für Unternehmen und Konsumenten fatal. Die beginnende Rezession wird befeuert, ihre zerstörerische Kraft umso größer. Das erklärte Ziel:„Unterstützung der Nachfrage zu reduzieren“. Doch eine angebotsinduzierte Inflation endet durch ein Ende des Mangels, nicht durch die Reduktion einer Nachfrage. Die Kaufkraftabschöpfungen durch die hohen Preise für Energie und Nahrung sind bereits so umfangreich, dass die Rezession in anderen Konsumbereichen bereits beginnt, die Insolvenzen, wie bei Görtz, sie setzen schon ein. Wie adäquat können Maßnahmen zum Bremsen der Nachfrage sein, wenn der Staat parallel die Nachfrage bereits breit durch Zahlungen stützt oder subventioniert?
Die Treiber der Inflation, die Preise für Energie und Nahrung, kann die EZB nicht erreichen, sie kann nur den Schaden für den Rest der Wirtschaft zusätzlich erhöhen. Sollte es wirklich das Ziel der EZB sein, die Preise dort so stark einbrechen zu lassen, dass sich in Summe über alles eine Inflationsrate von 2% ergibt? Wäre es nicht ausreichend, die bereits einsetzende schwere Rezession einfach ihr Werk tun zu lassen?
Das 2. Argument der EZB, dem „Risiko vorzubeugen, dass sich die „Inflationserwartungen dauerhaft nach oben verschieben“ beruht auf der Annahme, dass Konsumenten und Unternehmen einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Handeln der EZB und der Inflation sehen. Dafür gibt es aber keine Belege. Dieses Theorem wird im VWL-Grundstudium gelehrt, ist also nur einem Bruchteil der Bevölkerung bekannt. Da Inflation in den vergangenen Jahrzehnten keine praktische Relevanz besaß, ist dieses Verständnis weder als Wissen noch als Erfahrung in der breiten Bevölkerung vorhanden. Neueste Forschung belegt zusätzlich, dass tägliches Erleben die Inflationserwartungen der Menschen treibt, nicht der Glaube an eine Instanz, die es richten wird. Die Hoffnung auf eine Verhinderung der Lohn -Preis-Spirale im Vertrauen auf ein baldiges Ende der Inflation kann sich nicht erfüllen.
Was heißt das praktisch für Unternehmen?
1. Kreditbasierter Konsum wird weiter zurückgehen.
2. Konsum aus Zielgruppen, die langfristige Kredite zu bedienen haben, wird weiter zurückgehen (v.a. Familien mit Eigenheimen).
3. Immaterieller Konsum wird weiter schrumpfen – Marken, Bio, Fairtrade. Auch Kultur, Gastronomie.
4. Hohe Lohnforderungen werden bestehen bleiben.
5. Die gesamte Energiewende wird teurer und Energiepreise damit langfristig zusätzlich steigen.
Der Doppeldruck nimmt für viele Unternehmen zusätzlich zu und wird nun noch stärker an die Dienstleister weitergegeben, Budgets für Marketing, Fortbildung, T&E, partiell Beratung werden schrumpfen, die negativen Effekte der Inflation erreichen nun auch die primär nicht betroffenen Branchen und die Vorstufen, erfassen sukzessive die gesamte Wirtschaft. Ich halte die Maßnahmen der EZB für summarisch kontraproduktiv.